Realschulabschluss und nun?


Sechs RealschülerInnen berichten in diesem Interview, wie es für sie nach der 10 weitergeht und was sie aus ihrer Schulzeit hier mitnehmen. Es war für mich sehr bewegend, diese Interviews mit euch führen zu dürfen. Danke für eure Offenheit.  >> Jana Mackenroth  

Julian und Tara: Wie geht es für euch jetzt weiter?  

Wir haben uns für eine Ausbildung entschieden.  

J: Ich habe mir das schon länger überlegt und Lust auf weiter nur Schule habe ich nicht. Bei einer Ausbildung lerne ich was und bekomme auch Geld dafür. Ich mache eine Ausbildung bei Raiffeisen als Kaufmann für Groß-und Außenhandel, was ich sehr abwechslungsreich finde, da ich einen Teil draußen unterwegs und einen Teil im Büro bin.  

T: Eigentlich wollte ich weiter Schule machen, aber dann gab es das Angebot einer Firma, dass ich über das Fachabi ein Jahr verkürzen könnte. Das hat mir sehr zugesagt. Ich lerne Mechatronikerin, einen eher untypischen Frauenberuf, aber das hat mich schon immer interessiert. Danach kann ich dann in einem Jahr das Fachabi nachholen und dann will ich studieren, vielleicht Wirtschaftsingenieurwesen. 

  

Was nehmt ihr hier von der Schulzeit mit?  

J: Ich kann nur Positives sagen, dass es eine sehr schöne Schule ist und die kleinen Klassen sind gut. Hier war die Berufsvorbereitung richtig gut, anders als auf dem Gymnasium.  

T: Ich muss sagen, ich war positiv überrascht. Als wir hierherzogen und ich auf der website christliche Schule las, dachte ich erstmal: O Gott!  

Doch ich finde, dass es wirklich mit den kleinen Klassen den Druck nimmt, auch während der Prüfungsphasen. Ich finde man wird hier sehr gut vorbereitet. Ich hatte vor meinem Umzug nach Kassel schon unterschiedliche Schularten kennengelernt und ich muss wirklich sagen, dass diese Schule sehr gut ist, auch gerade für die Berufsvorbereitung. Was macht die Schule anders? Z.B. beim Fach FFL (Fit fürs Leben) gehen wir auch mal ins Persönliche, wir sind hier nicht nur Nummern. Es wird ehrlich gesagt, dass das Berufsleben anstrengend ist. Bei Problemen wird uns individuell geholfen, z. B. bei mir, da ich erst ein Jahr Englisch hatte und mich jetzt trotzdem gut vorbereitet für die Prüfung fühle. 

 

Was war nicht so toll? Was wollt ihr zurücklassen?  

J: Eigentlich gibt es nix, was ich „hier lassen“ würde.  

T: Eine Parallelklasse mit noch anderen Gleichaltrigen wäre schön.  

 

Leah und Jonas, wie geht es für euch weiter?  

Wir gehen auf die Arnold Bode Schule, um unser Fachabitur mit Schwerpunkt Gestaltung zu machen.  

L: Mein begleitendes Praktikum mache ich bei der Konditorei Streiter. Danach möchte ich noch meine Ausbildung, die ich verkürzen kann, weitermachen und im Anschluss mit dem Motorrad erstmal die Welt erkunden und bereisen.  

J: Ich suche noch einen Praktikumsplatz in einer Agentur. Mein Plan ist Mediengestalter oder Produktdesigner zu werden, also Werbung und Gestaltung. Ich zeichne sehr gerne per Hand und habe auch schon ganz viele Zeichenprogramme ausprobiert. 

 

Was nehmt ihr hier von der Schulzeit mit?  

L: Ich hatte in der 5. Klasse einen relativ schweren Start an einer anderen Schule und kam relativ „matsche“ hier an, war nicht mehr wirklich ich selbst. Über die Jahre hier habe ich sehr viel Unterstützung mitbekommen und Hilfe. Ich habe dann wieder eine gewisse Selbstakzeptanz und Selbstbewusstein bekommen und dadurch, dass wir so kleine Klasse haben, hat man auch Kontakt zu anderen Klassen und steht den Lehrern näher und baut noch eher eine Vertrauensbasis auf. Ich fand es allgemein cool, dass wir verschiedene Lehrarten und -methoden kennen lernen durften. Wir hatten ein Smartboard, arbeiten auch mit I-Pads und mit einer Tafel. Man wird viel mit einbezogen, was ich für mich später auch beibehalten will – also andere mit einbinden, weil eigentlich bin ich eine Person, die gerne selbst die Kontrolle behält, da ich mich auf mich verlassen kann.  

In vielerlei Hinsicht hat mir der Unterricht geholfen, auch mal anderen zu vertrauen und zu lernen, wie man Konflikte löst, was in dieser Weise an einer großen Schule so nicht möglich wäre. Es gibt eine Interaktion zwischen Lehrer und Schüler und Schüler und Schüler. Man bespricht, diskutiert und geht einzelne Situationen durch. Das hat mir sehr weitergeholfen. Dafür bin ich sehr dankbar.  

J: Am meisten eigentlich “Freunde finden“. Auf meiner früheren Schule hatte ich Mobbingerfahrungen gemacht. Hier waren Leute sehr nett zu mir. Die kleinen Klasse haben mir dabei sehr geholfen und Lehrer, die nicht mit 1000 Schülern irgendetwas machen müssen. L+J: Ja, man wird mehr akzeptiert und es wird einfach mehr auf einen geachtet. Bei großen Schulen spielen Clique und Markenklamotten eine größere Rolle.  

J: Ich habe mehr Selbstsicherheit und Mut bekommen, seitdem ich hier bin. Mein Mathelehrer, der mich über HA sehr motiviert hat. Ich könnte noch tausend Dinge nennen, aber noch eins: ich habe bei Frau Wilk meine Liebe zu Gartenarbeit entdeckt.  

Was war doof? Was lasse ich hier?  

  1. Anfang der 7 war die Klasse erstmal sehr schwierig, aber im Großen und Ganzen haben wir viele positive Erinnerungen geschaffen, was einen eigentlich ganz gut berührt und es ist total surreal, dass die Zeit nun vorbei ist. Man hat die Zeit so genossen und die Lehrer haben sich auch Zeit zum Reden genommen und man konnte Spaß mit ihnen haben, weil sie auch Sachen mitgemacht haben. Das gibt der Schule eben auch einen Charakter. Es gibt Kleinigkeiten, die nicht ausschlaggebend sind aber im Großen und Ganzen gibt es nichts was ich „hierlassen“ will. Ich habe mich sehr wohlgefühlt! 

J: Nichts. 

 

Judith und Athena: Wie geht es für euch jetzt weiter?  

J: Wir haben uns zusammen für die Friedrich List Schule für den bilingualen Zweig entschieden. Das ist ein berufliches Gymansium mit Schwerpunkt Wirtschaft.  

A: Mich interessiert das Finanzielle und das Management. Ich möchte hinterher Finances and Management studieren.  

J: Ich will dann Internationales Wirtschaftsrecht studieren. Wirtschaft hat mich schon immer interessiert  

 

Was nehmt ihr hier von der Schulzeit mit?  

J: Wir sind beide vom Gymnasium kommend quereingestiegen. Ich nehme auf jeden Fall Selbstbewusstsein und Vertrauen in mich selber und in meine Stärken mit, auch im Wissen um meine Schwächen. Ich konnte sehr viel über mich selbst lernen durch die Lehrer. Es wird >> 

>> sehr viel Wert auf eine gute Klassengemein-schaft gelegt, das ganze Miteinander ist wirklich schön und wenn man von einer anderen Schule kommt, dann ist diese Schule aufbauend und stärkend. Durch was? Man wird ermutigt.  

  1. Da kann ich nur zustimmen. In den kleinen Klassen funktioniert es untereinander und miteinander besser. Hauptsächlich die Lehrer haben einen Part daran. Es ist ein gutes Maß an strukturiertem Unterricht, Konsequenz, aber auch Pausen werden eingelegt. Man redet miteinander, zusätzlich zum Stoff. 

Wir sind hier gleichgestellt. Auf dem Gymnasium ist es viel mehr Konkurrenzkampf, da ist man mehr eine Nummer aber hier hat man wirklich das Gefühl: Man ist Jemand.  

J: Man hat Wert. Ich würde eigentlich jedem die Schule weiterempfehlen.  

A: Was die Schule wirklich ausmacht ist ihr Konzept. Wegen dem religiös Geprägten probiert man eng und miteinander und durch Gott sehr viel.  

J : Ja, jeder ist gleich viel Wert. Die Stillen Tage waren wirklich sehr gut für uns als Klasse. Seitdem sind wir noch enger.  

A: Die Lehrer sind hier nicht so streng. Teilweise leisten sich manche SuS hier echt viel, was woanders eskalieren würde. Z.B. wenn man ein Referat an einem Termin nicht hält, wo es ausgemacht ist, bekommt man eine 6. Hier bekommt man noch eine 2.Chance.  

J: Ja, man bekommt immer eine 2.Chance, das ist eigentlich auch eine Hauptsache die ich gut finde, die manche aber auch mal ausnutzen. Aber eigentlich ist es eher gut.  

 

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